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Verfasst am 23.08.2004 19:05:56 Uhr
Geschafft!

Wernigerode: Ankunft sonntags 11Uhr.
"Das schaffen Sie nicht, entweder Sie fahren zum Brocken oder Sie gehen zum ... .
Wenn Sie um 11.40Uhr mit der HSB fahren, sind Sie erst in ca. 2Stunden auf dem Brocken.
Wenn Sie dann um ... zurückfahren, sind Sie erst nach 18Uhr wieder in Wernigerode. Dann ist alles vorbei.
Wenn Sie aber in Wernigerode bleiben, brauchen Sie viel Zeit und müssen Schlange stehen - gestern gab es sogar eine handfeste Prügelei deswegen - und dann können Sie auch nicht mehr auf den Brocken, weil es schon zu spät ist."

13.10Uhr Abfahrt v.Wernigerode zum Brocken mit der HSB-Dampflock und sechs Personenwagons im Schritt-Tempo.
Stellenweise muht die Dampfkraft-Kuh sogar durch eine Spielstraße. Ist hier das Spielen des Kindes mit dem Betrieb der HSB gleichberechtigt? Später auf freier Strecke geht es im Radfahr-Tempo weiter. Die Kurven sind sehr eng, man meint dort vom letzten Wagon aus nach der Lok greifen zu können.
"Ist noch jemand zugestiegen?"
Keine Freude im Gesicht des Bahnpersonals und der Kioskbetreiber.
Schade, dass der Rauch nicht nach Lavendel riecht? Immerhin wissen erfahrene Mehrfach-Reisende, dass eine unscheinbare Raumabteilung in der Mitte des Wagons ein WC darstellt. Die Auslastung des Zuges ist erst ab Schierke besser, aber noch nicht gut.
Von dort aufwärts ist die Heidelbeersaison noch nicht vorbei.
Je höher die Haltestellen, desto höher die Ansichtskartenpreise:
manche sind on-the-top 50% teurer als im Tal.
Jedoch vom Gipfel entschädigt am Nachmittag die herrliche Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen.

Zwischenstopp bei der Talfahrt: Fünf Minuten vor dem offiziellem Ende der Öffnungszeit des Kioskes:
"Nein, Sie können jetzt nichts mehr bei mir kaufen, ich muss ja noch die Abrechnung machen."
Eine Stunde vor Schließung des Lokals: "Was wollen Sie denn schon wieder?
Sie haben doch vorhin erst eine Bratwurst gegessen (Anmerkung: bei der Bergfahrt).
Nein, warme Gerichte gibt es keine mehr, auch keine Spaghetti.
Kalte Wurstplatte kann ich Ihnen auch keine mehr machen.
Ja, Hasseröder Bier kann ich Ihnen geben." (soll so wie Licher schmecken)

Ich dachte, die "ha'm we' nich"-Zeit sei
unter der Ladentheke für eine bessere Zukunft verschwunden?
Wo ist der Eichstrich auf dem Allegro-Pokal?
Es soll sie noch geben, die Gläser mit Eichstrich.
Aber nur solange der Vorrat reicht!

"Heidelbeerlikör haben wir aber nur noch eine Flasche!"
Missmutig pfeift der HSB-Schaffner zur Abfahrt.
Immerhin ist dieses nach Plan ein Zug mit Service: die Wagons sind anscheinend geräumiger und es ist eine Tischfläche zwischen den gegenüberliegenden Sitzreihen, aber nur fast wie im IC.
Um 18.40Uhr zurück in Wernigerode:
Gelangweilt sitzen zwei Mädels auf der Bank des großen Parkplatzes vor der Fußgängerzone.
Die saßen doch bestimmt mittags um 13Uhr schon da.
Die Schaufenster zeigen das Preisniveau einer Großstadt.
Sogar Preiselbeerlikör gibt es.
Die Häuser in der Fußgängerzone sind herrlich herausgeputzt.
Das Rathaus ist eine Augenweide.
Bierpreise wie in Brüssel.
Übernachtungspreise wie in einer City.
Ja das mit den Preisen verstehen die Harzer.
Aber wie ist das mit den Umsätzen?

Es ist ein herrlicher Hochsommertag, sonnig, aber nicht zu heiß.
Die Freisitze vor den Lokalen laden zum Verweilen ein.
Die Wirte sind ob Ihrer Zuversicht zu bedauern,
denn Sie müssen die Tische und Stühle später ja wieder hereinholen.
Nur beim Döner-Stand ist etwas mehr los: er ist relativ gesehen eben der günstigere Anbieter.
Man sieht durchschnittlich eine oder zwei Personen pro Lokal.
Ein Lokal neben dem anderen.
Wo sind die einheimischen Gäste? Schauen die alle Olympia?
Bereiten die sich auf den Demo-Tag vor?
Brüten die über den Hartz-IV-Formularen?
Erholen sie sich auf Rügen?
Aber wo sind die fremden Gäste? Ein schweizer Reisebus drehte die Runde.
Ob er einen Parkplatz suchte? Oder war das ein geführte Stadtbesichtigung?
Einzig die Bimmelbahn mit Ihrer Tour zum Schloss und zurück
wird in der Fußgängerzone gesichtet. Es sind nur noch Plätze frei!
Sogar ein gasgetriebener Stadtbus wurde gesichtet. Modern, modern!

Die Benzinpreise sind günstiger als im Lahn-Dill-Gebiet.
Verleitet dies die Führerscheinneulinge
dazu, mit rauchenden Reifen und mit qietschenden Rädern die Straßen von Wernigerode zu testen?
Ich sag doch: die Straßen fahren sich gut!
Wozu ist denn der Harz-Ring zwischen Quedlingburg und Aschersleben?
Oder sind die Schlaglöcher der Feldwege von Reinstedt
noch in bleibender Erinnerung?
Es kann doch nicht jeder ein Formel-1-Star werden.
Doch die Million lockt. Wunschtraum der Menschheit:
Einmal reich sein. Alles haben und keine Sorgen haben gibt's nicht. Sorgen gehören zu Allem dazu!

Nehme man sich doch mal ein Beispiel an einem Einwohner von Elend, einer Ortschaft im Ostharz, der da sagte:
"Ach uns geht es doch gut, wenn man es mit der Kriegszeit vergleicht."
Stimmt, aber nur Sorgen haben, das verhext, das lähmt.
Da fällt mir jetzt die Geschichte vom Pferdeflüsterer ein:
Wie macht er es, damit das Pferd die Scheu vor dem Viehtransporter verliert?
Da hilft kein Hü und Hot und Hiebe!
"Das schaffen Sie nicht!" waren die eindrücklichen,
ja beschwörenden Worte zur Begrüßung in Wernigerode.
Gerade wegen dieses Mottos haben wir es doch geschafft!
(dp)

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ANMERKUNG: Da wegen der google-Suche der HTML_HEAD-Title zwischen 5 und 10 Worten lang sein sollte, wurde der ursprüngliche Tagebuchbeitrag-Titel zum google-angepasstem HTML-Head-Title erweitert.(google sei dank!)
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